Das steckt hinter dem Stil des Vinyasa Flow Yoga
|Bevor wir so speziell werden, sollten wir erstmal über Yoga an sich sprechen. Was wir im Westen gerne vergessen: Yoga bedeutet nicht nur Asanas, also körperliche Übungen, sondern Yoga beinhaltet acht Elemente, auch genannt der achtgliedrige Pfad. Wer hat es erfunden? Patanjali! Wer das schon weiß oder wenig Zeit hat, kann unter 2. Vinyasa Flow Yoga weiterlesen.

1. Der achtgliedrige Pfad
Los geht es beim achtgliedrigen Pfad mit den Yamas, das sind Grundregeln, die sich der fleißige Yogi selbst auferlegt. Hierbei geht es um den moralisch korrekten Umgang miteinander. Dabei gibt es Gebote und Verbote, die teils stark an Bibeltexte erinnern. Sei gewaltlos, sei wahrhaftig, stehle nicht und zügele deine Begierde – sowohl materiell als auch sexuell. Ganz ehrlich: Ein paar Regeln machen das Zusammenleben einfacher, und wer es lernt, seinen Geist durch Atemübungen, Yoga und Meditation zu beruhigen, der kann seine innere Leere gut aushalten oder sogar genießen, ohne sie mit Konsum füllen zu müssen.
Teil zwei des achtgliedrigen Pfades sind die Nyamas. Diese Verhaltensgrundsätze wenden sich direkt an dich als Yogi und an den Umgang mit dir selbst. Da heißt es so schön: Sei reinlich und zufrieden, strenge dich an, erforsche dich selbst und die Schriften und gib dich dem Höheren hin. Das Höhere kann sich zum Glück jeder selbst aussuchen.
Erst der dritte Teil dieses Pfades ist die körperliche Praxis. Eine besondere Art, dies zu tun, ist das später beschriebene Vinyasa Flow Yoga.

An vierter Stelle heißt es: Lerne deinen Atem zu kontrollieren, um dich mit Lebensenergie zu füllen und diese in die gewünschten Bahnen zu lenken. Die Atmung jedoch kommt in unserem Alltag meist zu kurz. Du atmest meist nur in den oberen Bereich der Lunge ein, und tiefer unten steckt die Luft, die du vor 30 Jahren eingeatmet hast – nur Spaß, aber wann hast du zuletzt komplett ein und aus geatmet? Außerdem engt unsere Kleidung oft Bauch und Brust stark ein, sowie das Bedürfnis den Bauch möglichst flach aussehen zu lassen. Soviel zu Teil vier, dem Atem, oder auch Pranayama genannt.
Pfeiler Nummer fünf des achtgliedrigen Yoga-Pfades heißt Pratyahara und bedeutet, die Sinne nach innen zu lenken. Um das zu schaffen, hilft oft ein Pranayama (Atemübung), das man konzentriert durchführt, um so die Aufmerksamkeit nach innen zu kehren. Die Außenwelt mit all ihren Geräuschen und Bildern wird nicht mehr wirklich wahrgenommen. Es entsteht eine angenehme innere Leere.
Eine Steigerung davon ist mit Nummer sechs Dharana, eine starke Form der Konzentration und Vorstufe der Meditation, die im Sanskrit Dhyana heißt und number seven auf dem achtgliedrigen Pfad darstellt – die Abwesenheit von Gedanken, einfach nur sein. So schön!
Für richtige Spezialisten kommt dann als Endziel Samadhi, die All-Einheit. Der Weg hierhin ist lang und steinig. Viel mehr kann ich euch dazu nicht sagen, da ich schon froh bin, die Meditation einige Sekunden erleben zu dürfen. Hierbei ist Übung und Disziplin total hilfreich, aber auch kein Garant. Manchmal ist das Außen einfach sehr stark, und es labert die ganze Zeit in deinem Kopf – immer wieder die gleichen Texte. Und wenn man dann sauer wird, wird diese Stimme noch lauter…
2. Vinyasa Flow Yoga
Nun vom Allgemeinen zum Speziellen: Vinyasa Flow Yoga ist eine dynamische Art, die klassischen Yoga-Haltungen intelligent und sinnvoll im Rhythmus des Atems aneinander zu reihen. Idealerweise vollführt der fortgeschrittene Yogi eine Bewegung pro Atemzug. Einsteiger bleiben auch mal mehrere Atemzüge lang in einer Position. Richtig ausgeführt sehen die Übungsfolgen dann aus wie ein Tanz oder auch eine Bewegungsmeditation. Jeder bleibt mit seinen Gedanken und Blicken auf seiner Matte und bestimmt selbst, wie weit er an dem Tag und in genau dieser Sekunde gehen will. Nur kein falscher Ehrgeiz auf der Matte! Posen ist nicht gefragt. Jeder einzelne Yogi strebt bei dieser Praxis an, sich selbst zu erforschen und zu reflektieren. Neben den Übungen an sich gehören auch Atemübungen (Pranayama), das Singen von Mantren (Chanting) und Handhaltungen (Mudras) zum Vinyasa Flow Yoga. Besonders die Atemübungen und die Yogi-Atmung helfen dir dabei, die Aufmerksamkeit von außen nach innen zu lenken und so mehr und mehr in einen meditativen Zustand in Bewegung zu gelangen.

Außerdem verwenden wir den Begriff Vinyasa auch für den Teil des Sonnengrußes (Surya Namaskar).
Einer der bedeutendsten Yogis ever, Krishnamacharya, definiert ein Vinyasa als einen Zyklus in Zeit und Raum mit Anfang, Höhepunkt und Ende. Dabei kann man das ganze Leben als ein Vinyasa bezeichnen oder eine Beziehung, eine Yogastunde oder den Durchlauf eines Sonnengrußes. Weitere Beispiele aus der Natur sind Ebbe und Flut, der Mondzyklus, der Tageszyklus oder die Jahreszeiten.
Was das Vinyasa Yoga so sympathisch und zeitgemäß macht, ist, dass es sich hierbei um ein offenes System handelt, das sich neuen Bedingungen anpasst und nicht für immer und ewig in Stein gemeißelt ist. Ganz unter dem Motto: Hast du andere Erkenntnisse als in der Vergangenheit, dann ändere deine Yoga-Praxis entsprechend und bleib nicht dabei, nur weil du oder andere es schon immer so gemacht haben.
Nun sind die Worte Vinyasa und Yoga klar, aber was bedeutet das Wort Flow? Sogar im nicht yogischen Alltag setzt sich der Begriff im Flow sein mehr und mehr durch. Gemeint ist, dass du mit deinem Körper, deinem Geist und deiner Seele dein Leben genießt und es komplett ohne Blockaden oder Ängste selbst lenkst.
Ich hoffe, ihr seid und bleibt im Flow – LOVE Katja